Ensembles neuer Musik

Zusammenfassung

Die Entwicklung der zeitgenössischen Musik im 20. Jahrhundert wurde begleitet von einer zunehmenden Spezialisierung der Ensembles, so auch in der DDR. In den 1950er/1960er Jahren waren das vor allem Streichquartette, die ihr klassisches Repertoire um Werke zeitgenössischer Musik, oft als Uraufführungen, erweiterten.1Zu nennen sind hier vor allem: das Ulbrich-Quartett Dresden (Musiker der Staatskapelle Dresden um Rudolf Ulbrich, gegründet 1949), das Erben-Quartett Berlin (Musiker der Staatskapelle Berlin um Friedrich-Carl Erben, gegründet 1951), das Bläserquintett der Staatskapelle Berlin (gegründet 1962) und das Solistenstreichquartett der Komischen Oper Berlin um den Cellisten Hans-Joachim Scheitzbach (gegründet 1970). Seit Ende der 1960er Jahre formierten sich in der DDR dann jene Ensembles zeitgenössischer Musik, bei denen die Musik der Gegenwart entweder einen Schwerpunkt bildete oder der sie sich gänzlich widmeten. Bis 1990 waren das 28 Ensembles: zuerst in Berlin, dann in Leipzig, Weimar, Dresden, und Halle.2Nicht berücksichtigt werden hier die temporären, aus Orchestern ausgekoppelten Trios, Quartette, Quintette, die gelegentlich auch zeitgenössische Werke spielten wie auch Kompositionsaufträge erteilten.
Ohne jene Spezialensembles für neue Musik wäre die Kompositionsentwicklung in der DDR anders verlaufen. Durch ihre Konzerte und Konzertreihen – mit sehr vielen Ur- und Erstaufführungen – erhielten die kulturpolitisch unbequemen Komponisten des eigenen Landes entscheidende Schaffensimpulse wie auch eine wichtige Plattform zur ‚akustischen Veröffentlichung‘ ihrer Werke. Zugleich waren das auch die Aufführungsorte für Werke der westeuropäischen Avantgarde, angefangen von Schönberg und Webern bis zu Stockhausen und Xenakis wie auch – seltener – der amerikanischen Avantgarde um John Cage. „Die Kultur des Widerstandes, des Widerstehens, des Erinnerns und Weitertragens braucht Menschen, die es tun“, resümierte im Rückblick Burkhard Glaetzner.3Burkhard Glaetzner im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Wir wollten ein Fenster sein“. Vor 40 Jahren entstand in Leipzig die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ – ein Gespräch mit den Gründern, in: Neues Deutschland, 15. 1. 2011, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/188537.wir-wollten-ein-fenster-sein.html (8. 3. 2021). Die unterschiedlichen instrumentalen Besetzungen und Klangmöglichkeiten, deren flexible Kombination und die generelle Offenheit eines kleineren Ensembles gegenüber anderen Künsten und Medien vermittelte den Komponisten in der DDR nachhaltige Impulse, Komponieren aus dem klassizistisch-sinfonischen Duktus der 1950er/1960er Jahre zu lösen wie auch von den traditionellen Streichquartett-, Duo- oder Triobesetzungen zu emanzipieren. 

Gründungsmotivationen

Das erste Ensemble neuer Musik, das dieser Bezeichnung gerecht wurde, war die Bläservereinigung Berlin4Die Mitglieder gehörten als Solisten mehreren Berliner Orchestern an: fünf Bläser und ein Pianist bzw. Cembalist. Die Gründungsmitglieder waren: Bernd Casper (Klavier, Cembalo, E-Orgel, Schlagzeug), Hermann Wolfframm (Flöten, Schlagzeug), Klaus Gerbeth (Oboe, Englischhorn, Schlagzeug) (bis 1971), Siegfried Schramm (Klarinette, Kontrabassklarinette, Schlagzeug), Dieter Buschner (Horn, Schlagzeug) (bis 1983), Dieter Hähnchen (Fagott, Kontrafagott, Schlagzeug); später kamen hinzu: Wolfgang Stahl (Horn, Schlagzeug) (1983–1990), Christian Wagner (Horn, Schlagzeug) (ab 1990)., 1966 gegründet von sechs Musikern der Staatskapelle Berlin, des Orchesters der Komischen Oper und des Konzerthausorchesters. Sie spielte zwar auch Musik des 17./18. Jahrhunderts, das zeitgenössische Schaffen aber bildete den Schwerpunkt ihrer interpretatorischen Arbeit. Die sechs Musiker verstanden sich in erster Linie als Partner der damals jungen DDR-Komponisten, denen sie Aufträge erteilten, insgesamt mehr als fünfzig (von denen einzelne Werke bis zu 70 Wiederaufführungen erlebten, im In- und Ausland)5Alle faktischen Angaben, auch folgende nach: Dieter Hähnchen, Georg Katzer und die Bläservereinigung Berlin, in: Stefan Amzoll (Hg.): Landschaft für Katzer, Berlin 2005, 46.. Das Ensemble schuf sich damit für seine Besetzung – Flöten, Oboe/Englischhorn, Klarinette/Kontrabassklarinette, Horn, Fagott/Kontrafagott, Klavier/Cembalo –, für die es kaum neue Musik gab, ein eigenes zeitgenössisches Repertoire. In zeitaufwendiger und freundschaftlich enger Zusammenarbeit mit den Komponisten entstanden in jedem Falle authentische Interpretationen. Mit ihrem Engagement gerade für die junge, unangepasste Musik wie auch durch ihre regional weit verzweigte Konzerttätigkeit schlug die Bläservereinigung eine erste Bresche in die von Schlagworten wie Sozialistischer Realismus dominierte Veranstaltungspolitik. 1969 folgte mit einer ähnlichen Kombination von alter und neuer Musik das Leipziger Kammertrio Aulos6Mitglieder: Burkhard Glaetzner (Oboe), Wolfgang Weber (Violoncello), Gerhard Erber (Klavier). (1969–1999), die Keimzelle der Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“.

Zu den meistgespielten Komponisten der Bläservereinigung Berlin gehörten Georg Katzer, Friedrich Goldmann und Paul-Heinz Dittrich,7Weitere UA-Werke stammten von Reiner Bredemeyer, Paul Dessau, Jörg Herchet, Helge Jung, Hermann Keller, Nicolaus Richter de Vroe, Friedrich Schenker, Christfried Schmidt, H. Johannes Wallmann, Ruth Zechlin, Helmut Zapf u. a., siehe Artikel „Bläservereinigung Berlin“, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%A4servereinigung_Berlin (8. 3. 2021). beim Aulos-Trio waren es Friedrich Schenker, Georg Katzer, Paul-Heinz Dittrich und Siegfried Thiele.8Der Programm-Katalog „Aulos-Trio“ auf der Website von Burkhard Glaetzner (http://www.burkhard-glaetzner.de/pdf/Aulos-Trio%20Programme.pdf, 8. 3. 2021) verzeichnet von 1969 bis 1990 außerdem die Namen: Dmitri Schostakowitsch, Christfried Schmidt, Reiner Dennewitz, H. Johannes Wallmann, Reiner Bredemeyer, Gerhard Rosenfeld, Günter Neubert, Karl Ottomar Treibmann, Witold Szalonek, Edison Denissow, Nicolaus A. Huber, Christian Münch, Ralf Hoyer, Helmut Zapf, Isang Yun, Hermann Keller, Max E. Keller, Ruth, Zechlin, Anton Webern und Stefan Wolpe. Die Musiker der Bläservereinigung Berlin beendeten 1993 – notgedrungen – ihre kammermusikalische Tätigkeit aufgrund des Mangels an Auftrittsmöglichkeiten im wiedervereinigten Deutschland und der dafür nicht mehr gewährten Freistellungen seitens der Orchester. Fagottist Dieter Hähnchen resümierte 2005: „Nach 26 Jahren erfolgreicher Arbeit war das eine traurige Erfahrung. Unser Gehalt als Orchestermusiker war deutlich gestiegen, aber die notwendige Freiheit für Kammermusikproduktionen wurde uns genommen.“9Dieter Hähnchen, Georg Katzer und die Bläservereinigung Berlin, in: Stefan Amzoll (Hg.): Landschaft für Katzer, Berlin 2005, 47 f. „Die Finanzierung der Kompositionsaufträge und die damit verbundenen Sonderhonorare für ihre Einstudierung und für die Herstellung des Aufführungsmaterials durch den Kulturfonds der DDR, Verlage, Akademie und Großbetriebe entfiel. Neue Förderer fanden sich nicht.“10Artikel „Bläservereinigung Berlin“, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%A4servereinigung_Berlin (8. 3. 2021). Es war dies ein Schicksal, das sie mit einem weiteren, wichtigen Ensemble in der DDR teilten: der Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ (1970–1992).11Von den 28 Ensembles für neue Musik überlebten das Ende der DDR nur drei, die heute noch (2021) aktiv sind: das Ensemble für Intuitive Musik Weimar, das Kammerensemble Neue Musik Berlin und das Ensemble Avantgarde Leipzig.

Die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“12Mitglieder (seit der Gründung bis zur Auflösung): Burkhard Glaetzner (Oboeninstrumente, bes. Oboe) (Leiter), Axel Schmidt (Oboeninstrumente, bes. Englischhorn, Heckelphon), Friedrich Schenker (Posaune), Matthias Sannemüller (Violine und Viola), Wolfgang Weber (Viloloncello), Dieter Zahn (Kontrabass), Gerhard Erber (Klavier), Gerd Schenker (Schlagzeug); Dirigenten (a. G.): Max Pommer, Christian Münch, Hartmut Haenchen, Friedrich Goldmann u. a.; Mitglieder zu Beginn (verließen das Ensemble im Laufe der 1970er Jahre): Marion Fritzsch (Violine), Ernő Klepoch bzw. dessen Nachfolger Hans-Christian Bartel (Viola), Werner Legutke (Schlagzeug). war das erste Ensemble, das sich ausschließlich zeitgenössischer Musik widmete. Gegründet wurde es auf Initiative des Oboisten Burkhard Glaetzner (Jg. 1943) und des Posaunisten und Komponisten Friedrich Schenker (Jg. 1942) mit Musikern des Rundfunksinfonieorchesters Leipzig und des Gewandhausorchesters. Der Unmut über die Auswirkungen des kulturpolitisch reglementierten Musiklebens hatte unter Musikern und Komponisten eine solche Intensität erreicht, dass diese Gründung bereits 1970 erfolgte, lange vor derjenigen des später dann exemplarischen Ensemble Modern in Frankfurt am Main.

Alle Ensemble-Gründungen neuer Musik beruhten auf privater Initiative einzelner Musiker und/oder Komponisten. In beinahe jedem Falle sind sie Ausdruck eines kritischen oder sogar oppositionellen Verhaltens angesichts eines Musiklebens, das infolge der künstlerischen Maßregelungen durch die Kulturpolitik der SED als keineswegs zeitgenössisch empfunden wurde. Denn in den Konzertprogrammen fehlte für die rezeptionelle Auseinandersetzung nicht nur ein Großteil der westeuropäischen Avantgarde seit Schönberg, sondern es fehlten ebenso spielpraktische Herausforderungen für die Komponisten. An den Musikhochschulen Leipzig und Berlin wiederum opponierten Studenten gegen eine zu traditionslastige Ausbildung. Der heutige Manager und seinerzeit Mitinitiator Thomas Bruns bezeichnete die Gründung des Kammerensembles neue Musik Berlin 1987 als „Initiative gegen den institutionellen Traditionsmief“.13Zit. n. Gisela Nauck: Nicht nur Interpreten … Das Kammerensemble Neue Musik Berlin, in: Positionen. Beiträge zur neuen Musik, Nr. 26 (1996), 22–26, 22. Ähnlich war es bei der von dem Komponisten Bernd Franke bereits 1980 gegründeten Gruppe junge Musik Leipzig, die sich als ein „Instrument zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik verstand, die an der Hochschule keine Rolle spielte“. Die Studenten aber wollten die Partituren von Anton Webern bis Stockhausen von Messiaen bis Steve Reich studieren und spielen.14Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021.

Gründungsmotivation und musikalische Profilierung waren bei den einzelnen Ensembles je nach Standort und Generation verschieden. Während die Bläservereinigung bei jungen DDR-Komponisten vor allem interessante neue Musik für ihre ungewöhnliche Besetzung initiierte, war sie bei anderen deutlicher auf Eingriffe in das Konzertleben gerichtet. So resümierte rückblickend Burkhard Glaetzner: „Die Grundidee war klar: Wir wollten uns einmischen in die Diskussion um Neue Musik. Am wichtigsten: Wir wollten den Komponisten unserer Generation, zu denen wir sehr schnell intensive Kontakte aufbauen konnten, ein Forum sein. Und wir wollten aufmerksam machen auf außerhalb der DDR entstandene Kompositionen, die weitgehend im öffentlichen Konzertbetrieb fehlten. Wir wollten ein Fenster sein, in das wir Neues, Fremdes, Unerhörtes stellen.“15Burkhard Glaetzner im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Wir wollten ein Fenster sein“. Vor 40 Jahren entstand in Leipzig die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ – ein Gespräch mit den Gründern, in: Neues Deutschland, 15. 1. 2011, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/188537.wir-wollten-ein-fenster-sein.html (8. 3. 2021).

Kompositionsaufträge vergab die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ vorwiegend an gleichaltrige, also seinerzeit junge Komponisten: Georg Katzer, Friedrich Goldmann, Paul-Heinz Dittrich, Reiner Bredemeyer, Hermann Keller, Friedrich Schenker, Christfried Schmidt, später dann an deren Meisterschüler Nicolaus Richter de Vroe, Jakob Ullmann, Steffen Schleiermacher, Johannes Wallmann, Christina Münch, Ralf Hoyer, Bernd Franke, Juro Mětšk u. a. Diese Musik wurde aber nicht nur aufgeführt, sondern durch die sorgfältige Einstudierung im Dialog mit den Komponisten wie auch durch entsprechende Konzertformate in den öffentlichen Diskurs eingebunden. Friedrich Schenker äußerte gegenüber dem Publizisten Gerhard Müller in einem Brief vom 20. 1. 1973: Mit der Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ „wurde ein Instrument geschaffen, mit dessen Hilfe die Komponisten ausprobieren, experimentieren, mit Hörern oder unter sich diskutieren oder auch Bleibendes, Gelungenes vorstellen können. An zweiter Stelle stehen dann Aufführungen einiger Werke […]. Die ‚gruppe neue musik Hanns Eisler‘ hat sich die Aufgabe gestellt, neue Hörer zu gewinnen, vor allem aus der jungen Generation.“16Zit. n. Andrzej Chłopecki: Zur Rezeption der Neuen Musik der DDR aus der Perspektive des „Warschauer Herbstes“, in: Michael Berg, Albrecht von Massow, Nina Noeske (Hg.): Zwischen Macht und Freiheit. Neue Musik in der DDR, Köln, Weimar, Wien 2004, 107–116, 115, Anm. 1. Ensembles neuer Musik als Keimzelle eines von Aufführungs- und Marktzwängen befreiten Ortes für kreative Diskurse über das Potential zeitgenössischer Musik – auch mit den Hörern, welch eine real umgesetzte Utopie. Die Basis dafür waren selbst initiierte und organisierte Konzerte quer durch die DDR – und im Ausland. Die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ wurde zum ‚Fackelträger‘ von Kompositionen, die im musikhistorischen Rückblick die Bezeichnung „DDR-Avantgarde“ erhielten – wie auch schon die Bläservereinigung Berlin. Und sie war das erste Ensemble, das auf umgekehrtem Weg die westeuropäische Avantgarde in den Konzertsälen hör- und wahrnehmbar machte: Edison Denissow, Morton Feldman, Luciano Berio, Dieter Schnebel, Karlheinz Stockhausen, Luca Lombardi, Frederic Rzewski, Louis Andriesen, Nicolaus A. Huber, Vinko Globokar, John Cage, Iannis Xenakis, Isang Yun, Helmut Lachenmann … Den Schwerpunkt ihrer Konzerttätigkeit bildeten jedoch die Werke der gleichaltrigen Komponisten aus dem eigenen Land.

Dieses Sich-Einmischen in das als zu konservativ und damit als unzulänglich empfundene Konzertleben, das von Verboten und Maßregelungen durchdrungen war, motivierte auch – und noch entschiedener – jüngere Musiker und Komponisten zur Ensemble-Gründung. Auf Initiative des Fagottisten an der Staatskapelle Weimar und Komponisten H. Johannes Wallmann (Jg. 1952) entstand 1976 die gruppe neue musik weimar17Mitglieder 1979 (nach dem Programmzettel eines Konzerts am 5. 2. 1979 im Saal am Palais in Weimar): Sylvia Creutzburg (Violine), Johannes Nünchert (Viola), Ekkehard Creutzburg (Flöte), Johannes Wallmann (Fagott), Hans-Peter Jannoch (Klavier); Mitglieder 1980 (nach einem Programmzettel der Geraer Ferienkurse, Abschlusskonzert): Sylvia Creutzburg (Violine), Johannes Nünchert (Viola), Ekkehard Creutzburg (Flöte), Johannes Wallmann (Fagott), Sundolf Waltemate (Horn), Fred Gutmann (Schlagzeug), Hans-Peter Jannoch (Klavier); Mitglieder um 1983 (nach einem Foto vom Konzert im Theater im Palast der Republik Berlin): Matthias Hillmann (Fagott), Andreas Finsterbusch (Violine), Klaus Spranger (Violoncello), Hans-Peter Jannoch (Klavier), Martin Flade (Viola), Joy Dutt (Flöte), Claudia Vietz-Spranger (Violine), Holger Atzeroth (Horn), Fred Gutmann (Percussion); Johannes Wallmann (Dirigent). aus Musikern der Staatskapelle Weimar und Angehörigen der Weimarer Musikhochschule. Den „speziellen Ensemblegeist“, geschult an „unangepassten, unkonventionellen Kompositionen“, beschrieb Wallmann folgendermaßen: Das Ensemble „suchte kompositorische Substanz mit Interdisziplinarität (Musik-Literatur-Bildende Kunst), widerständigem politischen Bewusstsein (z. B. von Reiner Kunze oder Kurt W. Streubel) sowie der Einbeziehung von Raum und Publikum zu verbinden. Dabei ging es einerseits darum, avancierte zeitgenössische Musik aus der DDR zur Aufführung zu bringen und sich andererseits mit Klassikern der Musik des 20. Jahrhunderts sowie interessanten Werken des Auslandes zu beschäftigen.“ Bei der Einstudierung „lernten wir, uns allein über das Gehör aufeinander einzuspielen und musikalisch zu finden. Es entwickelte sich daraus ein komplett anderes musikalisches Arbeiten, als es im Orchester möglich war“.18H. Johannes Wallmann, Die Wende ging schief oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist, Berlin 2009, 96; zitiert auf Wallmanns eigener Website, https://www.integralart.de/content/biografie/gnmw (8. 3. 2021). Wichtig dafür waren für die gruppe neue musik weimar sowohl Stockhausens Zyklus intuitiver Musik Aus den sieben Tagen als auch Kompositionsästhetik und Aufführungspraxis von John Cage. Beides inspirierte zu einem Musizieren in Form „musikalischer Kombinationsspiele und Selbstorganisationssysteme“,19H. Johannes Wallmann, Die Wende ging schief oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist, Berlin 2009, 76; zitiert auf Wallmanns eigener Website, https://www.integralart.de/content/biografie/gnmw (8. 3. 2021). wofür Wallmann mit fusion-de-fusion, Musik im Raum für Kammerensemble (1980/81), oder ANTONYME für Violine, Cello und Klavier (1980) selbst Stücke komponierte.

Bereits ein Jahr später, 1977, entstand auf Initiative des Geigers der Dresdner Philharmonie, Ulrich Backofen, das musica viva ensemble dresden20Mitglieder: Birgit Bromberger (Flöte), Wolfgang Bemmann (Oboe), Hans-Detlef Löchner (Klarinette), Mario Hendel (Fagott), Volker Kaufmann (Horn), Peter Lohse (Trompete), Gerald Becher (Vibraphon), Thomas Meining (Violine), Stefan Drechsel (Violine), Uwe Jahn (Viola), Günter Müller (Violoncello), Bernhard Hentrich (Violoncello), Peter Krauß (Kontrabass), Michael Lüdicke (Cembalo); künstlerische Leitung und Dirigent: Ulrich Backofen bis 1981, Jürgen Wirrmann bis 1987. aus Musikern der Philharmonie und der Staatskapelle Dresden, das er fünf Jahre lang, bis 1981 leitete.21Backofen hatte einen Ausreiseantrag gestellt und durfte nach 13 Monaten Haft 1983 ausreisen. Wesentlich unterstützt wurde er dabei von Peter Krauß, dem Solokontrabassisten der Philharmonie. Im Mittelpunkt der Programmarbeit standen die Aufarbeitung, respektive Aufführung jener musikalischen Moderne, die es auch Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre in den Konzertsälen der DDR immer noch selten zu hören gab: Komponisten der Avantgarde wie Arnold Schönberg, Charles Ives, Anton Webern, Edgar Varèse, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, aber auch Paul Dessau, Alfred Schnittke und andere.22Vgl. musica viva ensemble dresden in: Marion Demuth und Udo Zimmermann (Hg.): Klang – Raum – Bewegung. 10 Jahre Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik, Wiesbaden, Leipzig, Paris 1996, 168. Einen zweiten Schwerpunkt bildeten Uraufführungen von Komponisten aus dem sächsischen Kulturraum. Ab 1982 übernahm der Dirigent Jürgen Wirrmann die Leitung des freien Ensembles. Mit der Gründung des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik 1986 durch Udo Zimmermann wurde das musica viva ensemble als „Kammermusikvereinigung des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik“ in das Zentrum integriert. Unter der nun künstlerischen Leitung von Zimmermann – Jürgen Wirrmann blieb Dirigent – erweiterte sich dessen Wirkungsradius erheblich. Zu Höhepunkten wurden 1984 die szenischen DDR-Erstaufführungen von György Ligetis Aventures und Nouvelles Aventures sowie 1987 von Mauricio Kagels Mare Nostrum.

Das Ensemble Konfrontation Halle23Mitglieder: Horst Uhlig (Flöte), Ralf Mielke (Flöte), Hans-Ulrich Kruth (Oboe, Englischhorn), Nikolai Fidipov (Klarinette), Johannes Reiche (Bassklarinette), Hans-Martin Schurrock (Fagott), Werner Matthus (Horn), Leonhard Krug (Horn), Manfred Geserick (Trompete), Peter Rosen (Violine), Jürgen Schreiber (Violine), Friedrich Franke (Viola), Wolfgang Winkler (Violoncello), Karl Schneider (Kontrabass), Johannes Fuckner (Schlagzeug), Reinhart Vogel (Klavier), Thomas Müller (Klavier) (beide Pianisten als ständige Gäste); Dirigent: Hans-Jürgen Wenzel; Künstlerische Leiter: Hans-Jürgen Wenzel (1979–1989), Thomas Müller (1989–2004)., 1979 gegründet vom dem Komponisten Hans Jürgen Wenzel (Jg. 1939), verstand sich dagegen eher als musikalische Erweiterung – oder auch Alternative – zum Programm der Halleschen Philharmonie, in der alle Mitglieder als Orchestermusiker angestellt waren. Die Gründung erfolgte denn auch in Absprache mit dessen GMD, Olaf Koch. Während Hans Jürgen Wenzel und später Thomas Müller in ihrer künstlerischen Leitung völlig autonom waren, erfolgte die Probenorganisation in Abstimmung mit dem Orchester, dessen Verwaltung auch die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit übernahm. Der Name „Konfrontation“ symbolisierte das „Gegen- und Nebeneinander verschiedener ethnisch geprägter Musik“ bei der Repertoireentwicklung. Im Mittelpunkt stand auch in Halle die Förderung und Aufführung junger DDR-Komponisten, besonders aus dem Raum Halle und aus Sachsen-Anhalt wie Gerd Domhardt, Thomas Müller, Wolfgang Stendel, Hans Jürgen Wenzel, Thomas Reuter, Johannes Reiche u. a. Ebenso wichtig aber waren auch hier musikalische Grenzöffnungen, bei diesem Ensemble in Richtung Schweden, Finnland, Kirgisien, Turkmenistan, Polen, Tschechien, Bulgarien. Ende der 1980er Jahre kamen ebenfalls kulturelle Verbindungen zur BRD hinzu (Bertold Hummel, Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen u. a.), denen es zu verdanken ist, dass zum Beispiel Stockhausens Kontra-Punkte und Kreuzspiel erstmals in Halle aufgeführt wurden.24Das Zitat und alle faktischen Angaben stammen von Thomas Müller, der 1989 die Leitung des Ensembles übernommen hatte, mitgeteilt in einer E-Mail mit einem zweiseitigen Dokument im Anhang vom 13. 2. 2021 an die Autorin.

Seit 1980 entwickelte sich auf Initiative des Organisten und Komponisten Michael von Hintzenstern (Jg. 1956) und des Komponisten Hans Tutschku (Jg. 1966) das Ensemble für Intuitive Musik Weimar25Mitglieder waren/sind: Mario Peter (Klarinette, Bassklarinette) (1980 bis 1993), Daniel Hoffmann (Trompete, Flügelhorn) (seit 1993), Matthias von Hintzenstern (Violoncello) (seit 1980), Wigbert Schwabe (EMS-Synthesizer) (1980–1981), Hans Tutschku (EMS-Synthesizer, Live-Elektronik) (seit 1982), Michael von Hintzenstern (Orgel, Harmonium, Klavier) (seit 1980), Dagmar Hauser (Gesang) (1983–1985), Monika Tutschku (elektronisch modulierte Gambe) (1984–1988); Stammbesetzung seit 1993: Daniel Hoffmann (Trompete, Flügelhorn), Matthias von Hintzenstern (Violoncello, Obertongesang), Hans Tutschku (Live-Elektronik), Michael von Hintzenstern (Klavier, Harmonium, Orgel).. Erste Konzerte gab es im Herbst 1980 in der Jakobskirche Weimar im Rahmen von „Jazz & Neue Musik“, zusammen mit dem Posaunisten Conrad Bauer, und ein weiteres im Februar 1981 in der privaten „Galerie im Flur“ in Erfurt. Das erste, quasi offizielle Konzert als Ensemble für Intuitive Musik fand am 20. Oktober 1982 im Studiotheater des Kulturpalastes Dresden statt, in der vom Verlag Edition Peters zusammen mit der Musikhochschule veranstalteten Reihe „Neue Musik im Gespräch“. Der dafür gewählte Titel „Klang-Reise“ mit Werken von Karlheinz Stockhausen sollte zum Markenzeichen des Ensembles werden. Bereits diese drei Aufführungsorte verweisen auf seinen ungewöhnlichen Weg, der in Zickzackbewegungen zwischen „Untergrund“ (Kirche, private Galerien) und offiziellem Konzertleben verlief. Zu den Festivals des Komponistenverbandes und seiner Bezirksverbände wurde das Ensemble jedoch nie eingeladen. Das hatte vor allem mit seinem Aufführungs-Engagement für den kulturpolitisch indiskutablen Karlheinz Stockhausen und seine intuitive Musik zu tun. Und dennoch – oder gerade wegen dieses konzertanten Zickzackwegs – verzeichnet das Ensemble bis 1989 mehr als 100 „Klang-Reisen“-Konzerte mit Werken von Karlheinz Stockhausen.

Hintzenstern, ein leidenschaftlicher Verehrer von Stockhausens Musik, stand mit dem Komponisten seit 1970 in brieflichem Kontakt. Als er 1976 einen Kompositionspreis in Boswil erhielt, konnte er ihn anlässlich seiner Reise in die Schweiz erstmals in Kürten besuchen. Er schrieb zu den Gründunganlässen des Ensembles: „Zu DDR-Zeiten empfanden es die Musiker als notwendig und reizvoll, tabuisiertes und unerwünschtes Gebiet zu betreten. Der Name Karlheinz Stockhausen erwies sich dabei als Magnet – die Menschen kamen in Scharen. Unter dem Titel ‚Klang-Reise‘ sind wir mit enormer Energie für die Propagierung der Musik Stockhausens eingetreten; es lassen sich mit seiner Musik und dem Zyklus intuitiver Musik ‚Aus den sieben Tagen‘ als Kernstück 106 Konzerte in 39 Orten belegen. Von Anfang an spezialisierte sich die Gruppe darauf, Musik im Moment der Aufführung entstehen zu lassen – oft in Kombination mit anderen Disziplinen (Malerei, Tanz, Literatur, Natur). Ein weiterer Schwerpunkt war seit 1987 die Beschäftigung mit synthetischen Bauhaus-Traditionen, was durch Begegnungen mit dem in Gera lebenden Bauhäusler Kurt Schmidt26Kurt Schmidt hatte zusammen mit Hans Heinz Stuckenschmidt zur „Baushauswoche“ 1923 in Weimar das „Mechanische Ballett“ geschaffen. (1901–1991) beflügelt wurde.“27Michael von Hintzenstern, mitgeteilt in einer E-Mail an die Autorin vom 25. 1. 2021. Dem Ensemble gelang es nicht nur ab 1983 in der Dorfkirche von Denstedt eine eigene Konzertreihe zu etablieren. Anlässlich des 60. Geburtstages von Stockhausen fand dort vom 30. August bis 1. September 1988 sogar ein Festival statt. Michael Hintzenstern schrieb: „Die Dorfkirche in Denstedt, vor den Toren Weimars gelegen, war für uns eine Art Nische. Hier hatte Franz Liszt im Jahre 1860 ‚Orgelconferenzen‘ und ‚Klangexperimente‘ an der neuen Peternell-Orgel aufgeführt. Ein Ort der ‚Zukunftsmusik‘. Und nun kamen die Zuhörer in Scharen aus allen Teilen der Republik! Radio DDR II schnitt ein Konzert mit. All das war für uns sehr ermutigend …“28Michael von Hintzenstern im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Stockhausen fand ich gut“. Michael von Hintzenstern über die „Tage Neuer Musik“ in Weimar und die ideologische Färbung der SED-Kulturpolitik, in: Neues Deutschland, 23. 10. 2017, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1067800.tage-neuer-musik-in-weimar-stockhausen-fand-ich-gut.html (8. 3. 2021).

Ebenfalls 1980 gründete Bernd Franke (Jg. 1959) an der Leipziger Musikhochschule die Gruppe junge Musik Leipzig29Mitglieder: Bernd Franke (Komposition, Dirigieren), Michael Gläser (Gesang), Anne Mai (Flöte), Thomas Fritzsch (Violoncello), Roberto Schütz (Violoncello), Gerald Fröhlich (Oboe), Michael Pohle (Kontrabass), Tobias Eger (Flöte), Katrin Franke (Violine), Peter Heinse (Oboe), Clemens Richter (Viola), Joseph Christoph (Klavier), Frank Peter (Klavier), Reinmar Henschke (Klavier), Anne-Kathrin Fischer (Gesang), Hartmut Wallborn (Komposition, Dirigieren), Barbara Salpeter (Viola), Annegret Kieckhöfer (Violine), Helmut Polster (Posaune), Thomas Reinhardt (Fagott), Gernot Oertel (Klavier), Steffen Schleiermacher (Komposition, Klavier, Dirigieren), Christoph Biller (Gesang, Dirigieren), Nikolaus Köhler (Violoncello), Ralf Schippmann (Oboe), Thomas Heyn (Komposition, Gitarre), Andreas Tränkner (Violine), Stefan Altner (Orgel), Ralph Schäfer (Trompete), Gerd Fischer (Trompete).. Hervorgegangen war sie aus „Werkstattabenden“ eines Kreises von dreißig jungen Enthusiasten der neuen Musik; ihre „Studien“-Absichten demonstrierten sie in einem ersten Konzert am 26. November 1980 mit Anton Weberns Konzert für 9 Instrumente op. 24 – zweimal gespielt –, Paul Dessaus Quattrodramma für 2 Pianisten, 4 Violoncelli und 2 Schlagzeuger sowie Werken von ihren Hochschullehrern Siegfried Thiele und Johannes Weyrauch. Sie wollten kein Ensemble für die Aufführung von Studenten-Kompositionen sein, sondern tatsächlich neue Musik studieren – sowohl analytisch wie auch aufführungspraktisch –, was ihnen die Hochschule nicht bot. Immerhin bekam Franke 1981 für die Leitung und künstlerische Betreuung der Gruppe bis zu seiner Armeezeit (1983–1984) einen Lehrauftrag. Weitere Konzerte zeigten, was die Studenten tatsächlich interessierte: Karlheinz Stockhausen, Steve Reich, Luigi Nono, Witold Lutosławski, Mauricio Kagel, György Ligeti, Jacqueline Fontyn, Alfred Schnittke, Olivier Messiaen, Charles Ives oder Carl Ruggles. Wichtige beratende Mentoren fanden sie mit Siegfried Thiele, Eberhardt Klemm, Wolf-Dieter Hauschild, Friedrich Schenker und Gerd Schenker. „Schwierigkeiten erhielten wir merkwürdigerweise kaum, wir waren damals auch viel zu frech, jung und enthusiastisch (vielleicht auch zu naiv) und rechneten nicht mit ernsthaften Problemen.“30Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021. Von 1983 bis 1988 übernahm Steffen Schleiermacher die künstlerische Leitung. In den 1990er Jahren nahm die Musikhochschule die Gruppe junge Musik als Lehrangebot der Fachrichtung Komposition/Tonsatz in ihr Studienprogramm auf.

Mit dem Ensemble für Neue Musik Berlin31In der Erinnerung von Nicolaus Richter de Vroe, der einen Großteil der organisatorischen Arbeit erledigte, gehörten zum Ensemble 30 Musiker, die je nach den erforderlichen Instrumenten einer Komposition beteiligt waren. Namentlich konnten sie nicht ermittelt werden. gründete der Komponist und Geiger der Staatskapelle Berlin, Nicolaus Richter de Vroe (Jg. 1955), zusammen mit Mitgliedern der Staatskapelle und dem Orchester der Komischen Oper Berlin 1982 das erste E-Musik-Ensemble dieser Art in der Hauptstadt der DDR. E-Musik deshalb, weil sich in der Berliner Free-Jazz- und Improvisations-Szene auf Initiative des Komponisten und Pianisten Hermann Keller (Jg. 1945) bereits seit 1974 Musiker zusammengetan hatten, die nicht nur in der Reihe „Kammermusik im Gespräch“ der Komischen Oper, im „Studio neue Musik“ der Musikhochschule Dresden oder bei den DDR-Musiktagen auftraten, sondern auch beim „New Jazz Festival“ Moers (1979) oder im Westberliner „Flöz“. Das waren ab 1973 das Improvisations-Duo mit Hermann Keller, Klavier, und Manfred Schulze, Bariton-Saxophon und Klarinette, von 1976 bis 1979 das Improvisations-Quartett, die Duo-Besetzung erweitert durch Winfried Staufenbiel, Violoncello und Gesang, und Andreas Altenfelder, Trompete, ab 1979 dann als Improvisations-Trio32Mitglieder: Hermann Keller (Klavier), Manfred Schultze (Bariton-Saxophon, Klarinette), Winfried Staufenbiel (Violoncello, Gesang). (ohne Altenfelder, aber auch mit Gästen wie Tony Oxly, Schlagzeug, oder Fine Kwiatkowski, Tanz). 1977 gab es temporär ein Hermann Keller-Werkstattorchester und 1978 das Schulze/Keller-Werkstattorchester. Zwei Kritik-Ausschnitte belegen die musikalische Sonderstellung dieser Formationen: „Das Berliner Improvisations-Trio nimmt mit seiner von Emotion und Intellekt gleichermaßen gezeichneten Neuen Aktionsmusik zweifellos eine Sonderstellung ein. Auftritte in Westberlin sowie beim New Jazz Festival in Moers (1979) gestalteten sich zu sensationellen Erfolgen.“33Karlheinz Drechsel: Programm Jazz Bühne Berlin 1980, zit. n. https://www.jazzkeller69.de/manfredschulze/images/kuenstleragenturddr.pdf (8. 3. 2021). Und: „Diese ungewöhnliche Gruppe in ungewöhnlicher Besetzung demonstrierte eine gelungene Synthese aus zeitgenössischer E-Musik und Free Jazz, aus Choralbearbeitungen und polnischer Folklore. Herausragend ein phantastischer Hermann Keller, der gegenwärtig als bester Pianist der DDR gilt.“34Karl Tenbrock in: Jazz Podium 8/77 BRD, zit. n. https://www.jazzkeller69.de/manfredschulze/images/kuenstleragenturddr.pdf (8. 3. 2021).

Die Gründung des Ensembles für Neue Musik Berlin von Nicolaus Richter de Vroe ist deshalb bemerkenswert, weil Berlin mit dem Sitz des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR und den von ihm im Wechsel organisierten Festivals Musik-Biennale Berlin (seit 1967) und den DDR-Musiktagen (seit 1974), mit der Akademie der Künste der DDR, dem Theater im Palast (tip) wie auch den zentralen Rundfunkanstalten, zwei Opernhäusern, vier Orchestern und zahlreichen Konzertreihen neuer Musik eigentlich als Zentrum der neuen Musik galt. Mit den Konzerten dieses Ensembles erweiterte sich nun das Hör-Angebot um weitere Namen und Werke: John Cage (1. Streichquartett und Variations 1), Morton Feldman (The viola in my life), Earle Brown (Wintermusic), Edgard Varèse (Octandre), Anestis Logothetis oder um bühnensprengende Aufführungsformen wie Vinko Globokars La ronde, Versuch eines Kollektivspiels. Zugleich fand mit diesem Ensemble die nun jüngste Komponistengeneration, oft Gleichaltrige, ein „musikalisches Sprachrohr“ wie etwa das Uraufführungskonzert zu den 7. DDR-Musiktagen 1986 zeigt mit Werken von Friedhelm Hartmann (Jg. 1963), Thomas Reuter (Jg. 1952), Peter Dege (Jg. 1962), Jakob Ullmann (Jg. 1958) und de Vroe selbst (Jg. 1955).

Die sich hier zusammengefundenen dreißig Musiker waren – ähnlich wie später beim Ensemble Avantgarde – eher ein Interessenten-Pool als ein festes Ensemble. Eine Konstante bildete darin das Streichquartett35Mitglieder: Nicolaus Richter de Vroe (1. Violine), Stefan Kalbe (2. Violine), Reimund Dewerny (Viola), Eckbert Schimmelpfennig (Violoncello). mit Nicolaus Richter de Vroe als dessen spiritus rector. Jedes der bis zu sieben Konzerte im Jahr hatte ein anderes Programm, selten konnten diese an anderen Orten wiederholt werden. Im Unterschied zur Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ aber bot in der Regel nicht das Ensemble den Veranstaltern Programme an, sondern nun – zwölf Jahre später – wandten sich Veranstalter bzw. Dramaturgen für ihre geplanten Programme an die Musiker, ob es sich dabei um die Aufführung von Pierre Boulez’ Le Marteau sans maître handelte, um Arnold Schönbergs Pierrot lunaire oder Vinko Globokars La ronde oder um Werke von Eisler, Dessau, Schnittke, Messiaen, Katzer, Herchet oder Goldmann. Wie bei anderen Ensembles auch wurde kein Repertoire als Reservoire für wiederholte Aufführungen gebildet, sondern Konzerte avancierten zu einmaligen Projekten mit immer wieder neuen Werken.

Mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin36Mitglieder (Kern-Ensemble): Normisa Pereira de Silva (Flöten), Gudrun Reschke (Oboe, Englischhorn), Winfried Hager (Klarinette), Theo Nabicht (Saxophon, Bassklarinette), Friedemann Werzlau (Schlagwerk), Steffen Tast (Violine), Ringela Riemke (Violoncello), Roland Kluttig (Dirigent, musikalische Leitung), Thomas Bruns (Gitarre); künstlerische Leitung: Juliane Klein + künstlerischer Beirat; Ständige Gäste: Antje Thierbach (Oboe, Englischhorn), Eckart Kummer (Fagott), Cvetana Ivanova (Klavier), Achim Gorsch (Trompete), Andrew Digby (Posaune), Michael Vogt (Tuba), Katrin Vogel (Horn), Annika Wirth (Harfe), Dirk Rothbrust (Schlagwerk), Adam Weisman (Schlagwerk), Thomas Glöckner (Violine), Friedemann Wollheim (Viola), Arnulf Ballhorn (Kontrabass)., kurz KNM Berlin genannt, gegründet 1987/88 von Studenten der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ erhielt die Hauptstadt der DDR ein zweites Ensemble neuer Musik. Dieses gab hier allerdings nur noch zirka acht Konzerte, je vier pro Jahr, vor allem in Berlin. Die Kompositionsstudenten Juliane Klein (Jg. 1966) und Stephan Winkler (Jg. 1967) sowie der damals Konzertgitarre studierende Thomas Bruns (Jg. 1966) verstanden sich als „Freundschaftsbund für eine andere neue Musik“37Thomas Bruns in einer E-Mail an die Autorin vom 26. 1. 2021. und keineswegs als Hochschulensemble; Klein und Bruns, übernahmen dann die künstlerische Leitung. Von ihrer Ausbildungsstätte, damals geleitet von dem systemkonformen SED-Mitglied Erhard Ragwitz als Rektor, hatten sie ohnehin keine Unterstützung zu erwarten.

Andere neue Musik hieß: Künstlerische Opposition war mit musikalischer – und emotionaler – Identifikation eins geworden. Sie wollten Musik von ästhetisch gleichgesinnten Kommilitonen spielen wie überhaupt von unnachgiebigen Komponisten, die nicht nur in der DDR, sondern überall auf der Welt der Musik neue Wege gewiesen haben. Zum Markenzeichen des Ensembles wurde in diesen Anfängen die rebellische, völlig quer stehende Musik des autodidaktischen Komponisten und Freundes Helmut Oehring. Neue Musik sollte für die Musiker wie auch ihre Zuhörer zum Erlebnisraum werden, statt dass sie als konzertante Präsentation verstanden wurde. Dazu gehörte zu Beginn Stephan Winklers NINE! für neun Instrumente (1988), Juliane Kleins Die Stockung für Oboe, Violine, Saxophon, Violoncello, Gitarre (1992), Helmut Oehrings Koma 1–3 für verschiedene Besetzungen (1988–1990), Nicolaus Richter de Vroes Fragment/Seismogramm in memoriam L. Nono (1990) oder Helmut Zapfs Brechungen 1–3 (1981–1985), ebenso Werke ihrer quasi Lehrer Schenker, Bredemeyer und Katzer oder von Kompositionskolleg:innen jenseits der Mauer wie Carola Bauckholt, Caspar Johannes Walter, Günter Steinke oder von dem musikalischen Außenseiter Chris Newman. Dieser Erlebnisaspekt schloss Wahrnehmungs-Experimente – für das Publikum – ein, die Aufführungen sollten es in „Hör-Laune“ (Thomas Bruns) versetzen: nicht durch Stückwerk-Konzerte, sondern durch intermediale Programm-Kompositionen – im Raum. Die erste Produktion war 1991 das von Juliane Klein und Thomas Bruns erdachte Projekt Soso. Klanglabyrinth, Konzerte, Filme, Videos im Kulturzentrum Brotfabrik Berlin, später folgten Hans-Joachim Hespos’ Der Ohrenatmer. Ein szenisches Ereignis, Mezzosopran, Klarinette/Saxophon, Kontrabass, ein Mime (1981) und Nocturnal final II mit Frederic Rzewskis Kurzoper Chains und Franco Evangelistis Die Schachtel. Konzerte neuer Musik wurden zum Aufführungsexperiment.38Detailliertere Ausführungen dazu: Gisela Nauck: Nicht nur Interpreten … Das Kammerensemble neue Musik Berlin, in: Positionen. Beiträge zur neuen Musik, Nr. 26 (1996), 22–26.

Das letzte, noch in der DDR sich formierende Ensemble neuer Musik ist das Ensemble Avantgarde Leipzig39Mitglieder (Kernbesetzung): Andreas Seidel (Violine), Josef Christof (Klavier), Stefan Stopora (Schlagzeug), Winfried Nitzsche (Schlagzeug), Ralf Mielke (Flöte), Matthias Kreher (Klarinette), Bernd Meier (Kontrabass), Jochen Pleß (Horn), Steffen Schleiermacher (Klavier, Dirigent); die Kernbesetzung wird je nach Bedarf erweitert., das der Pianist und Komponist Steffen Schleiermacher im Januar 1989 gründete. Die Mitglieder waren ehemalige Kommilitonen, die nun ihren Platz in den Orchestern von Leipzig und Halle gefunden hatten. Die Gründungsumstände zeigen, dass sich das Klima hinsichtlich der Aufführung zeitgenössischer Musik deutlich verändert hatte – es ist das erste Ensemble, bei dem oppositionelles oder gar subversives Verhalten keine Motivation mehr war. Im Gegenteil, es ging um Weiterführung. Kurt Masur hatte 1988, als Ersatz für Friedrich Schenker, einen neuen künstlerischen Leiter für die „musica nova“-Reihe des Gewandhauses gesucht und mit Steffen Schleiermacher gefunden. „Gründungsziel“ so Schleiermacher, „war die Bespielung der Reihe musica nova im Gewandhaus. Und das ist bis heute so.“40Steffen Schleiermacher in einer E-Mail an die Autorin vom 4. 2. 2021. Es wurde damit das erste (und letzte) Ensemble mit einer von Anfang an eigenen Konzertreihe. Nun ging es nicht mehr darum, durch möglichst viele Uraufführungen Komponisten zu unterstützen oder der internationalen Avantgarde Gehör zu verschaffen. Eine solche Konzertreihe erforderte vielmehr spannende erlebnisreiche Programme für das Publikum. Schleiermacher entwickelte dafür ein Konzept im Sinne einer Repertoirebildung aus Zweit- und Drittaufführungen zeitgenössischer Musik aller Couleur. Uraufführungen gibt es nur wenige. Als künstlerischer Leiter schöpft er aus dem Reichtum der Moderne des 20. und 21. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung von in „Vergessenheit geratener Komponisten“ vom russischen Futurismus bis zur japanischen Avantgarde. Die Musik von DDR-Komponisten hat in diesen Programmen von Anfang an einen gleichberechtigten Platz. Wichtig wird Internationalität, oft in einer ungewöhnlichen und originellen Zusammenstellung von Komponisten und Werken.

Organisation – Finanzierung

Die Arbeitsweise aller Ensembles neuer Musik in der DDR beruhte auf dem Prinzip der Selbstverwaltung, sie waren Keimzellen eines demokratischen, freiheitlichen Handelns, ohne den Zwängen eines Marktes ausgeliefert zu sein. Das heißt: Künstlerische Leitung und Organisation lagen in der Hand einzelner Gruppenmitglieder und waren zum Ensemble hin offen für Diskussionen und andere Vorschläge. Das, was Burkhard Glaetzner für die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ sagte, galt für die meisten Ensembles: „Es gab keinen Leiter, keinen Manager, keinen festen Dirigenten – keiner sollte Chef in dem Ensemble sein, wenngleich Glaetzner und Schenker die Politik bestimmt haben.“ Beide Musiker, national und international gut vernetzt, knüpften die Verbindung zu Veranstaltern, organisierten Konzerte wie auch Reisen. „Alle künstlerischen und organisatorischen Belange wurden auf langen, gemeinsamen Joggingtouren besprochen.“41Beide Zitate Burkhard Glaetzner, mitgeteilt in einem aufgenommenen Telefoninterview vom 28. 1. 2021. Lose institutionelle Bindungen hatten lediglich das Ensemble Konfrontation Halle mit der Halleschen Philharmonie und das musica viva ensemble Dresden, nachdem es 1986 in das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik integriert worden war.

Zu den bürotechnischen Bedingungen der Organisation bemerkte Nicolaus Richter de Vroe vom Ensemble Neue Musik Berlin: „Es gab die (oft demolierte) Telefonzelle Kollwitzplatz/Ecke Wörtherstraße und den Trabi. Alles Erforderliche besprach man mit den Musikern, indem man zu ihnen nach Hause fuhr, selbst von Berlin nach Dresden, wenn man einen bestimmten Dirigenten gewinnen wollte.“42Nicolaus Richter de Vroe, mitgeteilt in einem aufgenommenen Telefoninterview vom 2. 3. 2021. Auch das ist zu verallgemeinern: Der unmittelbare menschliche Kontakt als Solidarität der Gleichgesinnten spielte eine wichtige Rolle, bis in den Prozess der Einstudierung hinein. Dabei wurde zwischen der Funktion von technischer Leitung, Geschäftsführung und künstlerischer Leitung kaum unterschieden, jeder machte das, was er am besten konnte.

Die Notenbeschaffung der kulturpolitisch als ‚bürgerlich-dekadent‘ abgelehnten Musik war manchmal trickreich, aber möglich, wenn auch gelegentlich Partituren und Stimmen mit der Hand abgeschrieben werden mussten. Problemlos konnten dagegen die Veranstalter, ob Staatsoper, Gewandhaus oder Theater im Palast (tip), Partituren und Aufführungsmaterial bei den entsprechenden Verlagen besorgen, auch bei Kompositionen aus Österreich, der BRD, Frankreich usw., Tantiemen wurden nicht verlangt. Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar wiederum wurde von Karlheinz Stockhausen und seinem Sohn Markus, der als Trompeter seit 1982 immer wieder Gast des Ensembles war, persönlich beliefert. Etliches brachten die komponierenden oder musizierenden Reisekader ins Land. Die Deutsche Bücherei in Leipzig wie auch die Sächsische Landesbibliothek in Dresden hatten einen großen Bestand an Notenmaterial der musikalischen Moderne aus der ganzen Welt. Für aktuelle Partituren aus dem Ausland sorgte in Leipzig auch die jährliche Buchmesse; die Musikverlage aus dem westlichen Ausland überließen in der Regel ihre Ansichtsexemplare der Leipziger Musikbibliothek.43Mitgeteilt von Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021. Die Werke der befreundeten Komponisten aus dem eigenen Land wurden meist aus den Handschriften gespielt.

Keiner dieser Ensemble-Gründungen lag ein ökonomisches Zweckbündnis zugrunde, sondern im besten Falle waren es Freundschaftsbünde von jungen, spiel- und experimentierfreudigen Musikern. Die meisten hatten entweder Orchesteranstellungen, waren als Lehrkräfte an den Musikhochschulen des Landes fest angestellt oder befanden sich in studentischer Unabhängigkeit.44Eine Ausnahme hinsichtlich einer Festanstellung bildeten die Musiker aus der Jazz- oder Improvisationsszene wie das Berliner Improvisationsduo, -trio, -quartett oder die 1975 gegründete „Malerband freier Musik“ um A. R. Penck „Trio OT“ oder die 1983 gegründete Gruppe „FINE“. Staatlich gefördert wurde keines dieser Ensembles. Konzerte waren in der Regel einzelne Projekte, für die die Musiker von den Veranstaltern mehr oder weniger gute Honorare erhielten – zusätzlich zu den Orchestergehältern. Die Reihe „musica nova“ am Gewandhaus zu Leipzig war ohnehin Bestandteil des Gesamtbudgets dieses Hauses. Das Engagement war aber so groß – wie beim Ensemble für Intuitive Musik Weimar –, dass in privaten Galerien oder in Künstler-Ateliers auch für Naturalien wie Brot und Wein gespielt, oder in Kirchen die Kollekte unter den Musikern verteilt wurde. „Geld war nicht wichtig“, meinte Burkhard Glaetzner oder „Finanzierung hat keine Rolle gespielt“, sagte Thomas Bruns. Motiviert wurden alle durch ein neugieriges Interesse am Neuen, Unbekannten, Anderen – es ging um Grenzüberschreitung und Subversivitätslust – auf künstlerischem Gebiet.

So gehört es zu den kuriosen Widersprüchen in der DDR, dass – wie auch in diesem Falle – subversives Verhalten durch staatliche Gelder zwar nicht gefördert, aber subventioniert wurde. Denn sowohl die von den Ensembles erteilten Kompositionsaufträge wurden von staatlichen Stellen bezahlt – vom Kulturbund, den Verlagen, dem Komponistenverband, den Räten der Bezirke, von Veranstaltern wie Opern und Konzerthäusern, dem Theater im Palast der Republik (tip) oder Großbetrieben –, wie auch die Aufführungshonorare der Musiker. Eine Sonderstellung nahm das Ensemble Konfrontation Halle ein. Hier wurde das Gehalt der Musiker, pauschal für zehn Konzerte mit neuer Musik in Halle, aus dem Orchesterbudget aufgestockt. Kompositionsaufträge wiederum konnten beim Rat des Bezirkes Halle, Abteilung Kultur, zur Finanzierung eingereicht werden.“45Mitgeteilt von Thomas Müller in einem handschriftlichen Dokument an die Autorin mit Angaben zum Ensemble Konfrontation vom 13. 2. 2021.

Programmatische und musikalische Arbeit erfolgte in einer freien, wenn auch bis zum Schluss ideologisch eingezäunten Zone. Deren Resultate waren zwar mit den jeweiligen Veranstaltern abzustimmen, diese wollten jedoch oftmals dasselbe. Was Burkhard Glaetzner für die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ sagte, dürfte aufgrund dieses Netzwerks von Gleichgesinnten quer durch die Gesellschaft die Regel gewesen sein: „Wir haben Termine gemacht und Programme angeboten, in die uns nicht hineingeredet wurde.“46Mitgeteilt in einem aufgezeichneten Telefoninterview vom 28. 1. 2021. Ganz selten, wie im Falle eines Cage-Programms, das dem Dramaturgen der Staatsoper Berlin vom Ensemble Neue Musik Berlin Mitte der 1980er Jahre für ein Konzert der Reihe „Neues im Apollo-Saal“ vorgeschlagen worden war, kam es zur Ablehnung – Cages anarchistische Weltanschauung war für die Kulturhüter unannehmbar. Ein Jahr später fand das Konzert im Dresdner Kulturpalast statt.

Wenn auch immer wieder behindert durch die ideologisch engstirnige Kulturbürokratie und in Auseinandersetzung damit entwickelten sich zwischen 1966 und 1989 mit den selbst verwalteten Ensembles neuer Musik Strömungen, die stark genug waren, die Konzertlandschaft neuer Musik allmählich umzuformen. Unterstützt von Komponisten, Musikwissenschaftlern und Dramaturgen der jeweiligen Häuser setzte sich jene Musik durch, die sich kritisch und oppositionell zur Kulturpolitik des Landes verhielt.

Orte

Der Aktionsradius der Ensembles neuer Musik umfasste die ganze DDR, gelegentlich auch das nicht nur deutschsprachige Ausland: die Schweiz, Österreich, BRD, Polen, die ČSSR, Frankreich. Ihre Konzerttätigkeit bezog sich zunächst auf die Stadt ihrer Gründung: Leipzig, Weimar, Dresden, Halle, Berlin, war aber dann auch zwischen diesen Orten angesiedelt und ging weit darüber hinaus – Altenburg, Cottbus, Dessau, Eisenach, Erfurt, Gera, Greifswald, Jena, Magdeburg, Neubrandenburg, Quedlinburg, Rudolstadt, Templin, Suhl, Frankfurt (Oder), Potsdam, Rostock, Schwerin, Wernigerode, Wutike, Zwickau.47Auszug aus der Liste von Aufführungsorten des Ensembles Intuitive Musik Weimar, die Michael von Hintzenstern der Autorin in Auswertung seiner Unterlagen mit Stand vom 23. 1. 2021 zugeschickt hatte. Beim Ensemble für Intuitive Musik Weimar waren es zwischen 1980 und 1990 118 Konzerte in 42 Städten und Dörfern. In diesen Orten spielten sie in 39 Kirchen und Gemeindehäusern, in 24 staatlichen Spielstätten (Konzertsäle, Planetarien, Jugendclubs, Galerien), in vier privaten Ateliers und Galerien sowie in drei Parkanlagen.48Auszug aus der Liste von Aufführungsorten des Ensembles Intuitive Musik Weimar, die Michael von Hintzenstern der Autorin in Auswertung seiner Unterlagen mit Stand vom 23. 1. 2021 zugeschickt hatte. Allein in den großen Städten wie Leipzig, Dresden und Berlin gab es unterschiedlichste Spielstätten für neue Musik, in Berlin z. B. an der Komischen Oper die Reihe „Kammermusik im Gespräch“, an der Staatsoper Unter den Linden die Reihe „Neue Musik im Apollosaal“, regelmäßige Konzerte in der Akademie der Künste der DDR mit ihrer Sektion Musik, an den Kulturhäusern verschiedenster Nationalität von Polen und Ungarn bis zur ČSSR und Frankreich, im Kammermusiksaal des Konzerthauses Berlin und nicht zuletzt, seit 1976, im Theater im Palast der Republik (tip), mit insgesamt 190 Konzerten neuer Musik.49Mitgeteilt in: Manuel Neuendorf, Thomas Bruns: Freiräume. Neue Musik im Theater im Palast (tip) der Republik, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik, Nr. 81 (2009), 43–45, 45. Unter der Leitung seiner Intendantin Vera Oelschlägel, bis 1987 Gattin des Politbüromitglieds und Ersten Sekretärs der SED-Bezirksleitung Berlin, Konrad Naumann, war es möglich, der internationalen Musik aus West und Ost einen gleichberechtigten Platz neben der nationalen Avantgarde einzuräumen, von Denissow, Lutosławski und Isang Yun bis zu Ligeti, Nono und Lejaren Hiller. „Es war keine Grenze fixiert“, meinte der Dramaturg Manuel Neuendorf, „und wir haben auch nicht nachgefragt, was wir dürfen oder nicht, sondern es einfach getan“.50Zit. in: Manuel Neuendorf, Thomas Bruns: Freiräume. Neue Musik im Theater im Palast (tip) der Republik, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik, Nr. 81 (2009), 43–45, 43. Er formuliert damit eine Überzeugung, die sich alle Ensembles für neue Musik zu eigen gemacht haben dürften. Im Falle des tip waren das Komponistenporträts, mehrere Gastspiele des Experimentalstudios Freiburg, viele Konzerte mit elektroakustischer Musik, da das tip über ein eigenes kleines Studio verfügte, „Paul-Dessau-Festtage“ u. a.

Von der für die DDR typischen Dezentralisierung des Konzertlebens, die auf die kulturpolitische Initiative der 1950er Jahre „die Kunst dem Volke“ zurückgeht und auf eine Ausdehnung des Musiklebens in die kleinen Städte und Dörfer hinein ausgerichtet war, profitierten nun auch die Ensembles neuer Musik. Sie fanden in der ganzen Republik Orte, an denen Menschen mit einem ähnlichen Enthusiasmus sich das Recht herausnahmen, die unangepasste nationale wie auch internationale zeitgenössische Musik als Veranstalter aufzuführen. Erst durch die Ensembles neuer Musik breitete sich die konzertant aufgeführte, zeitgenössische Musik als Hörangebot im ganzen Land aus.

Anmerkungen

  1. Zu nennen sind hier vor allem: das Ulbrich-Quartett Dresden (Musiker der Staatskapelle Dresden um Rudolf Ulbrich, gegründet 1949), das Erben-Quartett Berlin (Musiker der Staatskapelle Berlin um Friedrich-Carl Erben, gegründet 1951), das Bläserquintett der Staatskapelle Berlin (gegründet 1962) und das Solistenstreichquartett der Komischen Oper Berlin um den Cellisten Hans-Joachim Scheitzbach (gegründet 1970).
  2. Nicht berücksichtigt werden hier die temporären, aus Orchestern ausgekoppelten Trios, Quartette, Quintette, die gelegentlich auch zeitgenössische Werke spielten wie auch Kompositionsaufträge erteilten.
  3. Burkhard Glaetzner im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Wir wollten ein Fenster sein“. Vor 40 Jahren entstand in Leipzig die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ – ein Gespräch mit den Gründern, in: Neues Deutschland, 15. 1. 2011, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/188537.wir-wollten-ein-fenster-sein.html (8. 3. 2021).
  4. Die Mitglieder gehörten als Solisten mehreren Berliner Orchestern an: fünf Bläser und ein Pianist bzw. Cembalist. Die Gründungsmitglieder waren: Bernd Casper (Klavier, Cembalo, E-Orgel, Schlagzeug), Hermann Wolfframm (Flöten, Schlagzeug), Klaus Gerbeth (Oboe, Englischhorn, Schlagzeug) (bis 1971), Siegfried Schramm (Klarinette, Kontrabassklarinette, Schlagzeug), Dieter Buschner (Horn, Schlagzeug) (bis 1983), Dieter Hähnchen (Fagott, Kontrafagott, Schlagzeug); später kamen hinzu: Wolfgang Stahl (Horn, Schlagzeug) (1983–1990), Christian Wagner (Horn, Schlagzeug) (ab 1990).
  5. Alle faktischen Angaben, auch folgende nach: Dieter Hähnchen, Georg Katzer und die Bläservereinigung Berlin, in: Stefan Amzoll (Hg.): Landschaft für Katzer, Berlin 2005, 46.
  6. Mitglieder: Burkhard Glaetzner (Oboe), Wolfgang Weber (Violoncello), Gerhard Erber (Klavier).
  7. Weitere UA-Werke stammten von Reiner Bredemeyer, Paul Dessau, Jörg Herchet, Helge Jung, Hermann Keller, Nicolaus Richter de Vroe, Friedrich Schenker, Christfried Schmidt, H. Johannes Wallmann, Ruth Zechlin, Helmut Zapf u. a., siehe Artikel „Bläservereinigung Berlin“, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%A4servereinigung_Berlin (8. 3. 2021).
  8. Der Programm-Katalog „Aulos-Trio“ auf der Website von Burkhard Glaetzner (http://www.burkhard-glaetzner.de/pdf/Aulos-Trio%20Programme.pdf, 8. 3. 2021) verzeichnet von 1969 bis 1990 außerdem die Namen: Dmitri Schostakowitsch, Christfried Schmidt, Reiner Dennewitz, H. Johannes Wallmann, Reiner Bredemeyer, Gerhard Rosenfeld, Günter Neubert, Karl Ottomar Treibmann, Witold Szalonek, Edison Denissow, Nicolaus A. Huber, Christian Münch, Ralf Hoyer, Helmut Zapf, Isang Yun, Hermann Keller, Max E. Keller, Ruth, Zechlin, Anton Webern und Stefan Wolpe.
  9. Dieter Hähnchen, Georg Katzer und die Bläservereinigung Berlin, in: Stefan Amzoll (Hg.): Landschaft für Katzer, Berlin 2005, 47 f.
  10. Artikel „Bläservereinigung Berlin“, in: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%A4servereinigung_Berlin (8. 3. 2021).
  11. Von den 28 Ensembles für neue Musik überlebten das Ende der DDR nur drei, die heute noch (2021) aktiv sind: das Ensemble für Intuitive Musik Weimar, das Kammerensemble Neue Musik Berlin und das Ensemble Avantgarde Leipzig.
  12. Mitglieder (seit der Gründung bis zur Auflösung): Burkhard Glaetzner (Oboeninstrumente, bes. Oboe) (Leiter), Axel Schmidt (Oboeninstrumente, bes. Englischhorn, Heckelphon), Friedrich Schenker (Posaune), Matthias Sannemüller (Violine und Viola), Wolfgang Weber (Viloloncello), Dieter Zahn (Kontrabass), Gerhard Erber (Klavier), Gerd Schenker (Schlagzeug); Dirigenten (a. G.): Max Pommer, Christian Münch, Hartmut Haenchen, Friedrich Goldmann u. a.; Mitglieder zu Beginn (verließen das Ensemble im Laufe der 1970er Jahre): Marion Fritzsch (Violine), Ernő Klepoch bzw. dessen Nachfolger Hans-Christian Bartel (Viola), Werner Legutke (Schlagzeug).
  13. Zit. n. Gisela Nauck: Nicht nur Interpreten … Das Kammerensemble Neue Musik Berlin, in: Positionen. Beiträge zur neuen Musik, Nr. 26 (1996), 22–26, 22.
  14. Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021.
  15. Burkhard Glaetzner im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Wir wollten ein Fenster sein“. Vor 40 Jahren entstand in Leipzig die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ – ein Gespräch mit den Gründern, in: Neues Deutschland, 15. 1. 2011, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/188537.wir-wollten-ein-fenster-sein.html (8. 3. 2021).
  16. Zit. n. Andrzej Chłopecki: Zur Rezeption der Neuen Musik der DDR aus der Perspektive des „Warschauer Herbstes“, in: Michael Berg, Albrecht von Massow, Nina Noeske (Hg.): Zwischen Macht und Freiheit. Neue Musik in der DDR, Köln, Weimar, Wien 2004, 107–116, 115, Anm. 1.
  17. Mitglieder 1979 (nach dem Programmzettel eines Konzerts am 5. 2. 1979 im Saal am Palais in Weimar): Sylvia Creutzburg (Violine), Johannes Nünchert (Viola), Ekkehard Creutzburg (Flöte), Johannes Wallmann (Fagott), Hans-Peter Jannoch (Klavier); Mitglieder 1980 (nach einem Programmzettel der Geraer Ferienkurse, Abschlusskonzert): Sylvia Creutzburg (Violine), Johannes Nünchert (Viola), Ekkehard Creutzburg (Flöte), Johannes Wallmann (Fagott), Sundolf Waltemate (Horn), Fred Gutmann (Schlagzeug), Hans-Peter Jannoch (Klavier); Mitglieder um 1983 (nach einem Foto vom Konzert im Theater im Palast der Republik Berlin): Matthias Hillmann (Fagott), Andreas Finsterbusch (Violine), Klaus Spranger (Violoncello), Hans-Peter Jannoch (Klavier), Martin Flade (Viola), Joy Dutt (Flöte), Claudia Vietz-Spranger (Violine), Holger Atzeroth (Horn), Fred Gutmann (Percussion); Johannes Wallmann (Dirigent).
  18. H. Johannes Wallmann, Die Wende ging schief oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist, Berlin 2009, 96; zitiert auf Wallmanns eigener Website, https://www.integralart.de/content/biografie/gnmw (8. 3. 2021).
  19. H. Johannes Wallmann, Die Wende ging schief oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist, Berlin 2009, 76; zitiert auf Wallmanns eigener Website, https://www.integralart.de/content/biografie/gnmw (8. 3. 2021).
  20. Mitglieder: Birgit Bromberger (Flöte), Wolfgang Bemmann (Oboe), Hans-Detlef Löchner (Klarinette), Mario Hendel (Fagott), Volker Kaufmann (Horn), Peter Lohse (Trompete), Gerald Becher (Vibraphon), Thomas Meining (Violine), Stefan Drechsel (Violine), Uwe Jahn (Viola), Günter Müller (Violoncello), Bernhard Hentrich (Violoncello), Peter Krauß (Kontrabass), Michael Lüdicke (Cembalo); künstlerische Leitung und Dirigent: Ulrich Backofen bis 1981, Jürgen Wirrmann bis 1987.
  21. Backofen hatte einen Ausreiseantrag gestellt und durfte nach 13 Monaten Haft 1983 ausreisen.
  22. Vgl. musica viva ensemble dresden in: Marion Demuth und Udo Zimmermann (Hg.): Klang – Raum – Bewegung. 10 Jahre Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik, Wiesbaden, Leipzig, Paris 1996, 168.
  23. Mitglieder: Horst Uhlig (Flöte), Ralf Mielke (Flöte), Hans-Ulrich Kruth (Oboe, Englischhorn), Nikolai Fidipov (Klarinette), Johannes Reiche (Bassklarinette), Hans-Martin Schurrock (Fagott), Werner Matthus (Horn), Leonhard Krug (Horn), Manfred Geserick (Trompete), Peter Rosen (Violine), Jürgen Schreiber (Violine), Friedrich Franke (Viola), Wolfgang Winkler (Violoncello), Karl Schneider (Kontrabass), Johannes Fuckner (Schlagzeug), Reinhart Vogel (Klavier), Thomas Müller (Klavier) (beide Pianisten als ständige Gäste); Dirigent: Hans-Jürgen Wenzel; Künstlerische Leiter: Hans-Jürgen Wenzel (1979–1989), Thomas Müller (1989–2004).
  24. Das Zitat und alle faktischen Angaben stammen von Thomas Müller, der 1989 die Leitung des Ensembles übernommen hatte, mitgeteilt in einer E-Mail mit einem zweiseitigen Dokument im Anhang vom 13. 2. 2021 an die Autorin.
  25. Mitglieder waren/sind: Mario Peter (Klarinette, Bassklarinette) (1980 bis 1993), Daniel Hoffmann (Trompete, Flügelhorn) (seit 1993), Matthias von Hintzenstern (Violoncello) (seit 1980), Wigbert Schwabe (EMS-Synthesizer) (1980–1981), Hans Tutschku (EMS-Synthesizer, Live-Elektronik) (seit 1982), Michael von Hintzenstern (Orgel, Harmonium, Klavier) (seit 1980), Dagmar Hauser (Gesang) (1983–1985), Monika Tutschku (elektronisch modulierte Gambe) (1984–1988); Stammbesetzung seit 1993: Daniel Hoffmann (Trompete, Flügelhorn), Matthias von Hintzenstern (Violoncello, Obertongesang), Hans Tutschku (Live-Elektronik), Michael von Hintzenstern (Klavier, Harmonium, Orgel).
  26. Kurt Schmidt hatte zusammen mit Hans Heinz Stuckenschmidt zur „Baushauswoche“ 1923 in Weimar das „Mechanische Ballett“ geschaffen.
  27. Michael von Hintzenstern, mitgeteilt in einer E-Mail an die Autorin vom 25. 1. 2021.
  28. Michael von Hintzenstern im Gespräch mit Stefan Amzoll, in: Stefan Amzoll: „Stockhausen fand ich gut“. Michael von Hintzenstern über die „Tage Neuer Musik“ in Weimar und die ideologische Färbung der SED-Kulturpolitik, in: Neues Deutschland, 23. 10. 2017, online: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1067800.tage-neuer-musik-in-weimar-stockhausen-fand-ich-gut.html (8. 3. 2021).
  29. Mitglieder: Bernd Franke (Komposition, Dirigieren), Michael Gläser (Gesang), Anne Mai (Flöte), Thomas Fritzsch (Violoncello), Roberto Schütz (Violoncello), Gerald Fröhlich (Oboe), Michael Pohle (Kontrabass), Tobias Eger (Flöte), Katrin Franke (Violine), Peter Heinse (Oboe), Clemens Richter (Viola), Joseph Christoph (Klavier), Frank Peter (Klavier), Reinmar Henschke (Klavier), Anne-Kathrin Fischer (Gesang), Hartmut Wallborn (Komposition, Dirigieren), Barbara Salpeter (Viola), Annegret Kieckhöfer (Violine), Helmut Polster (Posaune), Thomas Reinhardt (Fagott), Gernot Oertel (Klavier), Steffen Schleiermacher (Komposition, Klavier, Dirigieren), Christoph Biller (Gesang, Dirigieren), Nikolaus Köhler (Violoncello), Ralf Schippmann (Oboe), Thomas Heyn (Komposition, Gitarre), Andreas Tränkner (Violine), Stefan Altner (Orgel), Ralph Schäfer (Trompete), Gerd Fischer (Trompete).
  30. Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021.
  31. In der Erinnerung von Nicolaus Richter de Vroe, der einen Großteil der organisatorischen Arbeit erledigte, gehörten zum Ensemble 30 Musiker, die je nach den erforderlichen Instrumenten einer Komposition beteiligt waren. Namentlich konnten sie nicht ermittelt werden.
  32. Mitglieder: Hermann Keller (Klavier), Manfred Schultze (Bariton-Saxophon, Klarinette), Winfried Staufenbiel (Violoncello, Gesang).
  33. Karlheinz Drechsel: Programm Jazz Bühne Berlin 1980, zit. n. https://www.jazzkeller69.de/manfredschulze/images/kuenstleragenturddr.pdf (8. 3. 2021).
  34. Karl Tenbrock in: Jazz Podium 8/77 BRD, zit. n. https://www.jazzkeller69.de/manfredschulze/images/kuenstleragenturddr.pdf (8. 3. 2021).
  35. Mitglieder: Nicolaus Richter de Vroe (1. Violine), Stefan Kalbe (2. Violine), Reimund Dewerny (Viola), Eckbert Schimmelpfennig (Violoncello).
  36. Mitglieder (Kern-Ensemble): Normisa Pereira de Silva (Flöten), Gudrun Reschke (Oboe, Englischhorn), Winfried Hager (Klarinette), Theo Nabicht (Saxophon, Bassklarinette), Friedemann Werzlau (Schlagwerk), Steffen Tast (Violine), Ringela Riemke (Violoncello), Roland Kluttig (Dirigent, musikalische Leitung), Thomas Bruns (Gitarre); künstlerische Leitung: Juliane Klein + künstlerischer Beirat; Ständige Gäste: Antje Thierbach (Oboe, Englischhorn), Eckart Kummer (Fagott), Cvetana Ivanova (Klavier), Achim Gorsch (Trompete), Andrew Digby (Posaune), Michael Vogt (Tuba), Katrin Vogel (Horn), Annika Wirth (Harfe), Dirk Rothbrust (Schlagwerk), Adam Weisman (Schlagwerk), Thomas Glöckner (Violine), Friedemann Wollheim (Viola), Arnulf Ballhorn (Kontrabass).
  37. Thomas Bruns in einer E-Mail an die Autorin vom 26. 1. 2021.
  38. Detailliertere Ausführungen dazu: Gisela Nauck: Nicht nur Interpreten … Das Kammerensemble neue Musik Berlin, in: Positionen. Beiträge zur neuen Musik, Nr. 26 (1996), 22–26.
  39. Mitglieder (Kernbesetzung): Andreas Seidel (Violine), Josef Christof (Klavier), Stefan Stopora (Schlagzeug), Winfried Nitzsche (Schlagzeug), Ralf Mielke (Flöte), Matthias Kreher (Klarinette), Bernd Meier (Kontrabass), Jochen Pleß (Horn), Steffen Schleiermacher (Klavier, Dirigent); die Kernbesetzung wird je nach Bedarf erweitert.
  40. Steffen Schleiermacher in einer E-Mail an die Autorin vom 4. 2. 2021.
  41. Beide Zitate Burkhard Glaetzner, mitgeteilt in einem aufgenommenen Telefoninterview vom 28. 1. 2021.
  42. Nicolaus Richter de Vroe, mitgeteilt in einem aufgenommenen Telefoninterview vom 2. 3. 2021.
  43. Mitgeteilt von Bernd Franke in einer E-Mail an die Autorin vom 30. 1. 2021.
  44. Eine Ausnahme hinsichtlich einer Festanstellung bildeten die Musiker aus der Jazz- oder Improvisationsszene wie das Berliner Improvisationsduo, -trio, -quartett oder die 1975 gegründete „Malerband freier Musik“ um A. R. Penck „Trio OT“ oder die 1983 gegründete Gruppe „FINE“.
  45. Mitgeteilt von Thomas Müller in einem handschriftlichen Dokument an die Autorin mit Angaben zum Ensemble Konfrontation vom 13. 2. 2021.
  46. Mitgeteilt in einem aufgezeichneten Telefoninterview vom 28. 1. 2021.
  47. Auszug aus der Liste von Aufführungsorten des Ensembles Intuitive Musik Weimar, die Michael von Hintzenstern der Autorin in Auswertung seiner Unterlagen mit Stand vom 23. 1. 2021 zugeschickt hatte.
  48. Auszug aus der Liste von Aufführungsorten des Ensembles Intuitive Musik Weimar, die Michael von Hintzenstern der Autorin in Auswertung seiner Unterlagen mit Stand vom 23. 1. 2021 zugeschickt hatte.
  49. Mitgeteilt in: Manuel Neuendorf, Thomas Bruns: Freiräume. Neue Musik im Theater im Palast (tip) der Republik, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik, Nr. 81 (2009), 43–45, 45.
  50. Zit. in: Manuel Neuendorf, Thomas Bruns: Freiräume. Neue Musik im Theater im Palast (tip) der Republik, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik, Nr. 81 (2009), 43–45, 43.

Autor:innen

Erwähnt in

Experimentelle MusikDie 80er Jahre

Zitierempfehlung

Gisela Nauck, Artikel „Ensembles neuer Musik“, in: Musikgeschichte Online, hg. von Lars Klingberg, Nina Noeske und Matthias Tischer, 2018ff. Stand vom 03.02.2024, online verfügbar unter https://mugo.hfm-weimar.de/de/topics/ensembles-neuer-musik, zuletzt abgerufen am 21.11.2024.