Jüdische Musik [Kurzfassung]
[Kurzfassung; vollständige Fassung in Arbeit]
Jüdische Musik ist äußerst vielfältig und spiegelt die Gesellschaften, Kulturen und Orte wider, an denen Juden gelebt haben. Beeinflusst von verschiedenen musikalischen Umgebungen, wurde sie auch durch die Mobilität jüdischen Lebens aufgrund von Exil, Verfolgung und Migration geprägt. Die Vorstellungen von jüdischer Identität – sei es als Religion, Kultur, Ethnie oder Nationalität – haben oft bestimmt, was als jüdische Musik gilt. Historisch gesehen hat der jüdische Hintergrund von Musikern und Komponisten auch die Rezeption ihrer Musik unter dem Einfluss von theologischen Dogmen sowie politischen und rassischen Ideologien beeinflusst.
Im 20. Jahrhundert führten die mit dem politischen Antisemitismus und dem Zionismus verbundenen Entwicklungen zu Versuchen, einen jüdischen Nationalstil zu schaffen, wobei frühe israelische Komponisten musikalische Elemente des Nahen Ostens mit dem Rahmen europäischer Kunstmusik vermischten. In Ostdeutschland (DDR) spiegelte die jüdische Musik breitere Themen innerhalb der jüdischen Kultur wider, die durch das Beharren der regierenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auf einer universellen ‚antifaschistischen‘ Identität gegenüber den partikularen nationalen oder religiösen Aspekten des Judentums geprägt waren.
Der antifaschistische Widerstand war ein häufiges Thema in ostdeutschen Musikwerken von Komponisten jüdischer Herkunft, wie Hanns Eisler und Paul Dessau. Die Gemeinschaftskantate Jüdische Chronik schuf einen einzigartigen Kristallisationspunkt ost- und westdeutscher Perspektiven, indem sie das Schicksal der Juden als Opfer des Holocaust und nicht den antifaschistischen Widerstand thematisierte. Auch die Aufführungen von Arnold Schönbergs Werken bedurften einer ideologischen Rechtfertigung. Kritiker bemängelten vor allem seine „formalistische“ Musiksprache, aber auch seine Rückbesinnung auf die jüdische nationale Identität in Moses und Aron.
Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde die Verbindung zwischen Juden und Israel zu einem zentralen Merkmal des Neuen Antisemitismus. Dies wiederum hatte erhebliche Auswirkungen auf das jüdische Leben und die Kultur in der DDR. Israelische Musik wurde aufgrund der israelfeindlichen Politik der DDR selten aufgeführt. Liturgische Musik und Volksmusik aus der Diaspora waren weniger umstritten, da sie der sowjetischen Auffassung entsprachen, das Judentum sei lediglich eine Religion. Werner Sander trug zur Wiederbelebung der Synagogenmusik in Ostdeutschland bei, während Lin Jaldati als Interpretin jiddischer Lieder internationalen Ruhm erlangte. Trotz des politischen Drucks übertraf die jüdische Musik die offiziellen politischen Erwartungen und hob ihren Reichtum und ihre Besonderheit innerhalb der ideologischen Einheitlichkeit der DDR hervor.