1952
Kompositionen, die 1952 entstanden sind oder uraufgeführt wurden
Asriel, Andre (1922–2019)
Rondo für Orchester
Cilenšek, Johann (1913–1998)
Konzert für Violine und Orchester
Dessau, Paul (1894–1979)
Die Erziehung der Hirse (Musikepos für Sprecher, Bariton, Chor und Orchester)
Eisler, Hanns (1898–1962)
Johann Faustus (Opernlibretto; publiziert 1952; geplante, aber verbotene UA 1968 in Rostock; UA 1974 in Tübingen; DDR-EA 1982 in Berlin)
Fredrich, Günter (1927–2008)
Gesang für den Frieden (Kantate)
Gerster, Ottmar (1897–1969)
Hüter des Lebens (Kantate)
Kochan, Günter (1930–2009)
Die Welt ist jung (Kantate)
Meyer, Ernst Hermann (1905–1988)
Des Siegs Gewissheit – Sicht auf große Tage (Kantate)
Schmidt, Eberhard (1907–1996)
Bolero (Operette) (UA 1952 in Berlin)
Wohlgemuth, Gerhard (1920–2001)
Till (Oper)
Musikbücher, die 1952 erschienen sind
1952 begann der Mitteldeutsche Verlag, Halle (Saale), seine Buchreihe Musik und Zeit herauszugeben, die ab 1954 vom Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig, bis 1955 weitergeführt wurde. Insgesamt sind acht Bände mit sowjetischen Arbeiten in deutschen Übersetzungen erschienen: Bd. I: Die sowjetische Musik im Aufstieg. Eine Sammlung von Aufsätzen, Halle (Saale) 1952; Bd. II: Um die Grundlagen der Musik. Diskussionsbeiträge über die Auswirkung der Arbeit J. W. Stalins „Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft“ auf die Musik, [Teil 1], Halle (Saale) 1952; Bd. III: Grigori Schneerson: Musik im Dienste der Reaktion, Halle (Saale) 1953; Bd. IV: Tamara Liwanowa: Die Kritikertätigkeit der russischen klassischen Komponisten, Halle (Saale) 1953; Bd. V: Viktor Gorodinski: Geistige Armut in der Musik, Halle (Saale) 1953; Bd. VI: Probleme der sowjetischen Musik. Eine Sammlung von Aufsätzen, Halle (Saale) 1953; Bd. VII: Um die Grundlagen der Musik 2. Diskussionsbeiträge über die Auswirkung der Arbeit J. W. Stalins „Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft“ auf die Musik, [Teil 2], Leipzig 1954; Bd. IX: I. Ryshkin: Die russische klassische Musikwissenschaft im Kampf gegen den Formalismus, Leipzig 1955.
Fidelio F. Finke, Werner Hübschmann, Paul Kurzbach, Johannes Paul Thilman und Fritz Spies: Arbeits- und Studienmaterial zur Frage des Formalismus und Realismus in der Musik, auf Veranlassung der Verwaltung für Kunstangelegenheiten des Landes Sachsen von einem Kollektiv sächsischer Komponisten und dem Musikreferenten Fritz Spies bearbeitet, Dresden: Verwaltung für Kunstangelegenheiten des Landes Sachsen, März 1952
Anfang 1952, vielleicht auch schon Ende 1951 (die Lizenznummer stammt aus dem Jahr 1951: 324 330/10/51) erscheint Ernst H. Meyers Buch Musik im Zeitgeschehen, hrsg. von der Deutschen Akademie der Künste, Berlin [Ost]: Verlag Bruno Henschel und Sohn, 1952.
In diesem Buch veröffentlichte Meyer seine im englischen Exil entstandenen Überlegungen zu einer marxistischen Grundlegung der Musikgeschichte und ergänzte sie durch Attacken auf die moderne westliche Musik und mit Ausführungen zum sozialistischen Realismus in der Musik.
Auf Seite 7 heißt es:
„Immer wieder haben sich deutsche Musikwissenschaftler, Kritiker und Philosophen bemüht, Sinn und Natur der Tonkunst zu ergründen. Doch wie ein trügerisches Traumbild entglitt ihnen im entscheidenden Moment dieses merkwürdige Phänomen „Musik“, wann immer sie glaubten, es wirklich greifen zu können. Der Grund für das Versagen zahlreicher Theoretiker ist darin zu erblicken, daß ihre Untersuchungen in den meisten Fällen darauf abzielten, die Tonkunst losgelöst vom Menschen und von der menschlichen Gesellschaft zu verstehen. Sie verlegten sich einerseits aufs Spekulieren oder Ästhetisieren, andererseits blieben sie beim rein pragmatischen Beschreiben und Aufzählen von bibliographischen, biographischen, stilistischen und technischen Einzeltatsachen stehen; Arbeitstätigkeiten, die gewiß sehr wertvoll waren, die aber das innere Wesen der Musik nicht erfassen konnten. Nur ganz wenig Theoretiker beschritten den Weg zum Verständnis der Musik als einer menschlich-gesellschaftlichen Kunst, d. h. den Weg des wissenschaftlichen Sozialismus. Sie erkannten, daß die Musik keine von den Menschen unabhängige Erscheinung, sondern ein reales Produkt menschlich-gesellschaftlicher Tätigkeit ist, das eine äußerst wichtige Rolle in der Geschichte gespielt hat und spielt. Denn erst im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus, des Marxismus-Leninismus kann die Musik ihre wahre Natur, ihr innerstes Wesen, die Gesetzmäßigkeit ihrer Geschichte und die Geheimnisse ihres Wirkens dem Forschenden kundtun.“ [dieses Zitat findet sich auch auf dem Schutzumschlag des Buches]
Auf Seite 151 heißt es:
„Eine Reihe der Verfechter solch abstrakter oder neurotischer, nihilistischer Musikstile waren vom Nazifaschismus vertrieben, entwurzelt oder eingeschüchtert worden. Es ist bedauerlich, daß sie nicht die Kraft aufgebracht haben, aus ihren eigenen Lebenserfahrungen den richtigen Schluß zu ziehen – in ihrem Kunstschaffen den Weg des Kampfes gegen Reaktion und Imperialismus zu gehen, anstatt sich weiter mit ihren stilistischen Abstraktionen zu beschäftigen.
Man mochte der Generation Schönberg – Berg – Webern konzedieren, daß sie subjektiv einen Ausweg aus der Krise suchte, ihn aber in Selbstzerfleischung, Hilflosigkeit, Verängstigung und Isolierung nicht fand. Heute jedoch verbreiten die im Sinne des amerikanischen Imperialismus schaffenden Formalisten objektiv die Barbarei des Nihilismus. Einige von ihnen verfassen auf internationalen Kongressen Resolutionen gegen die Kräfte des Friedens und erklären sich gegen den neuen Sowjetrealismus, der den Formalismus als mit den humanistischen Zielen des Sowjetmenschen unvereinbar ablehnt und bekämpft: der musikalische Nihilismus ist heute eine Waffe in den Händen der reaktionären Bourgeoisie. Den Schwankenden unter ihnen sei gesagt, daß ihnen wenig Zeit verbleibt, sich zu entscheiden, ob sie dem Krieg und Verfall dienen und dabei selbst verkommen oder sich zum Schaffen für den Fortschritt der Menschheit durchringen wollen. Dadurch, daß eine Musik immer raffinierter, komplizierter, kakophonischer oder abstrakt-mathematischer wird, wird sie doch nicht fortschrittlicher. Mag erst die Häufung des Dissonanzwesens, dann die Atonalität einigen Menschen damals technisch als Fortschritt erschienen sein – gesellschaftlich erweisen sich diese Erscheinungen keineswegs als ‚fortschrittlich‘.“
Im Jahr 1952 beginnt im Mitteldeutschen Verlag in Halle (Saale) die Buchreihe Musik und Zeit zu erscheinen. Bis 1954 kamen 8 Bände mit Übersetzungen sowjetischer Musikschriften heraus.
Quellen
Erika Tschernig (Leitung des Autorenkollektivs), Monika Kollega und Gudrun Müller: Unsere Kultur. DDR-Zeittafel 1945–1987, hg. von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Institut für Marxistisch-Leninistische Kultur- und Kunstwissenschaften, Berlin 1989
Michael Berg: Daten zur Musikgeschichte der DDR, in: Matthias Tischer (Hg.): Musik in der DDR. Beiträge zu den Musikverhältnissen eines verschwundenen Staates, Berlin 2005 (= musicologica berolinensis 13), 349–403; frühere Fassung in: ders.: Materialien zur Musikgeschichte der DDR, Weimar 2001, 39–148